Unter dem politischen Druck, der durch die Kampagne Stoppt Affenversuche in Tübingen! aufgebaut wurde, nahmen die Grünen in Baden-Württemberg die Forderung nach einem Ende der Affenversuche in Tübingen in ihr Wahlprogramm zur Landtagswahl 2011 auf. Grundsätzlich wurde ein respektvoller und ethisch verantwortbarer Umgang mit Tieren gefordert. In Bezug auf Tierversuche forderte die Partei: Wo immer möglich eine Abschaffung und den Einsatz alternativer Methoden; die Versuche an Primaten, die an drei Instituten in Tübingen durchgeführt werden, sollten „innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens ganz beendet werden.“ Auch die SPD hatte wichtige Ziele zur Stärkung der tierversuchsfreien Forschung in ihrem Wahlprogramm festgeschrieben. Im Koalitionsvertrag der beiden Parteien heißt es: „Wir wollen die Zahl der Tierversuche im Land weiter verringern und die Entwicklung von Alternativmethoden besser fördern.“
Als sie dann erst einmal Regierungspartei waren, wollten die Grünen von ihrer einstigen Forderung aber schnell nichts mehr wissen. Am 16. November 2012, bei der Anhörung der Grünen mit dem Titel „Zwischen Tierschutz und Forschungsfreiheit: Primatenversuche und Alternativen“ im Stuttgarter Landtag gab Reinhold Pix, der tierschutzpolitische Sprecher der Partei, sich dann die Blöße, sich dergestalt zu „rechtfertigen“, dass die Grünen bei der Verankerung der Forderung nach einem Verbot der Affenversuche im Wahlprogramm ja nicht damit gerechnet hätten, in Baden-Württemberg tatsächlich in die Situation der Regierungsverantwortung zu gelangen! Der Koalitionspartner SPD hat Ende 2012 einen regelrechten Kniefall vor der Experimentatoren-Lobby gemacht und befürwortet seither die Affenversuche (vgl. unseren Artikel SPD knickt vor Tierexperimentatoren-Lobby ein).
Dass die Landesregierung, wie man heute in einem Artikel im Schwäbischen Tagblatt erfahren kann, Forschungsprojekte, deren Ziel die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen darstellt, in den kommenden zwei Jahren mit 400.000 Euro fördern will, ist eine Farce: Nicht nur ist diese Summe angesichts der milliardenschweren Tierversuchsindustrie ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die Fördermittel des Landes, die vorgeblich Verwendung finden sollen, um Alternativen zu Tierversuchen zu finden, werden zudem dazu eingesetzt, Forschungen im Bereich der Affenexperimente zu finanzieren, welche, wie es in dem Artikel heißt, zum Ziel haben, „die Haltungsbedingungen dieser Tiere zu verbessern“!
Im Artikel heißt es: „60 bis 80 Primaten werden in Tübingen für Tierversuche gehalten. Ihnen wurden Sonden implantiert – für Experimente der Wahrnehmungsforschung. Neben dem Hertie-Institut für klinische Hirnforschung wird auch am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik mit Affen experimentiert. Dort ist das Forschungsprojekt von Dr. Matthias Jung angesiedelt. Er will ein 3D-Videosystem zur Überwachung von Primaten in Tierversuchseinrichtungen entwickeln. Die Aufzeichnungen sollen automatisiert und computergestützt ausgewertet werden mit dem Ziel, die Haltungsbedingungen dieser Tiere zu verbessern.“
Ein doppelter Betrug am Wähler.